Milch und Fleisch produzieren gehört zur Schweiz und den Alpenländern
Diese Erzeugnisse sind klimatisch angepasst.

Was machen mit diesem Grasland?
Es kommen immer extremere Vorschläge auf den Tisch, man solle den Fleischkonsum reduzieren, weil diese Produkte klimaschädigend seien. So tönt es aus den Mündern von Politikern und Wissenschaftern. Ich verwahre mich gegen solche Aussagen, da sie falsch sind, auf Panikmache ausgelegt sind und das topographische Umfeld sowie den Kohlenstoffkreislauf im Boden nicht berücksichtigen.
Jürg
Bachofner, Agro-Ing. FH, Bachofner Consulting www.bacons.ch
Die Alpenländer bestehen aus Bergen, Wäldern und Grasland. Ein Drittel der Schweizer Landwirtschaftsfläche besteht aus Alpweiden. Die alpine Flora besiedelt diese geologisch jungen Böden, sobald durch die Verwitterung erste Erde entsteht. Ein weiterer Drittel unserer Böden ist mit Naturwiesen überzogen. Sie speichern die doppelte Menge Kohlenstoff als dies Ackerböden vermögen. Das sind im Schnitt 580 Tonnen CO2 pro Hektare. 2.) Dies nicht etwa als Gas, sondern in Form von organischer Substanz und Humus. Von den Fruchtfolgeflächen sind etwa ein Drittel Kunstwiesen, die rund drei Jahre bestehen bleiben, bevor Ackerfrüchte folgen.1.)
Was machen mit all diesem Grasland? Weder Huhn noch Schwein noch Mensch kann den Zucker im Gras und Heu verwerten. In der grossen Hungersnot im Jahr 1816 haben die Leute in der Ostschweiz begonnen, Gras zu kochen, weil sie nichts mehr zu essen hatten. Aber auch das konnte die Zuckerbausteine in der Zellulose nicht herauslösen.
Nein, Gras und Heu kann nur von den Wiederkäuern verwertet werden, dank ihrem Magensystem, wo sie in Symbiose mit Bakterien leben. Diese sind es, welche die Zellulose energetisch aufschliessen und dem Tier als Glukosemolekül bereitstellen. Darum sind Milch, Käse und Fleisch aus den Alpenländern so bekömmlich, weil sie aus artenreichen Wiesen kommen mit ätherischen Ölen aus Leguminosen und Kräutern.
Okay, bei diesem Prozess entsteht neben der Glukose auch Methan. Aber soll deswegen auf die Nutzung unserer Grasbestände verzichtet werden? Das macht ökonomisch wie ökologisch keinen Sinn. Das Landschaftsbild würde sich in wenigen Jahren verändern. Weiden und Moore würden zu Wald- und Buschlandschaften. Abgestandene Grasbestände verholzen und verfaulen. Darunter erstickt die Flora und es entstehen Kahlstellen. Erosion, Erdrutsche und gar Wüstenbildung sind die Folge.
Die Haltung von Wiederkäuern ist die richtige Antwort zur Nutzung des Graslandes. Sei es in der Schweiz oder den Alpenländern. Das benötigte Grasland weist eine positive Humusbilanz auf. Das heisst, es nimmt mehr Kohlenstoff auf als es abgibt. Nach meinen Berechnungen 3.) werden pro Hektare jährlich etwa 10 t CO2 geerntet in Form von Zellulose, sei es als Weidefutter oder Schnittgut. Ich schätze, dass etwa die gleiche Menge CO2 dem Boden jährlich als Humus zugeführt wird.
Weltweit betrachtet kommt auch den Wildtieren eine Bedeutung bei der Graslandnutzung zu. Die Haltung von Wiederkäuern ist aus meiner Sicht auch die Antwort, um den Klimawandel zu stoppen. Doch das ist ein anderes Kapitel.
Es gibt also keinen Grund, ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn man Milch trinkt und
Fleisch isst. Diese Lebensmittel sind klimatisch angepasst, werden nachhaltig produziert und sind etwas vom Wertvollsten, das uns die Natur hervorbringt.

- Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaues (AGFF) 3. Auflage 2008. Der schweizerische Futterbau Bedeutung und Grundsätze, agff.ch
- Böden speichern viel Kohlenstoff, Bodenatlas 2015, World Reference Base for Soil Resources (WRB)
- Jürg Bachofner 2019, Berechnung des Kohlenstoffs in Zellulose, unveröffentlicht; auf Anfrage.